Als Geschäftsführerin eines kommunalen Trägers von Pflegeeinrichtungen erlebe ich Tag für Tag, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie seit mehr als einem Jahr auf den Arbeitsalltag hat und was all die Herausforderungen und Einschränkungen gerade mit den Menschen in der Pflege machen.
Ein noch höheres Arbeitspensum, noch weniger Personal, zusätzliche Bürokratie, Bewohner, die zunehmend auch psychisch leiden und teilweise den Lebensmut verlieren, die persönlichen Sorgen und Nöte der Mitarbeiter…
All das zehrt zusätzlich an den Kräften, zieht jede Menge Energie und wir leben nur im Gleichgewicht, wenn wir neben der Möglichkeit zu körperlicher Regeneration auch seelisch wieder auftanken können.
Dabei sind es oft die vielen kleinen Dinge, die in der Summe wieder Zuversicht vermitteln – ein freundliches, aufmunterndes Wort, ein Lächeln, ein Lob oder das Gefühl, die Situation nicht allein bewältigen zu müssen.
Wir haben zum Beispiel ehrenamtliche Unterstützung in den Häusern, eine Musikerin aus dem regional ansässigen Orchester, die seit Monaten ihre freie Zeit nutzt, um sich zusätzlich mit unseren Bewohnern zu beschäftigen und zu musizieren.
Auch eine Rentnerin mit der Befähigung zum Testen, die uns montags bei den Schnelltestungen in einer Einrichtung unterstützt.
Aus einem anderen kommunalen Unternehmen sind vorübergehend freigestellte Beschäftigte ebenfalls bei uns im Einsatz – Bademeister, Haustechniker und eine Mitarbeiterin der Veranstaltungsbranche, die mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit und Empathie in der Pflege und Betreuung aushelfen.
Insbesondere aber waren Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe und Unterstützung unter den Kollegen in den vergangenen Monaten so groß wie selten und es tat enorm gut, dass in einer kürzlichen Schulung alle anwesenden Mitarbeiter genau dieses Empfinden als eine wirkliche Kraftquelle geschildert haben.
Krisen besinnen uns oft auf das Wesentliche, auf zutiefst menschliche Bedürfnisse, lassen uns wieder ein Gefühl von Gemeinsamkeit, Selbstvertrauen und Stärke verspüren und das gibt mir Mut und neue Energie und zeigt, dass wir durch ein enges Miteinander mehr Pflegekraft haben, als wir manchmal glauben.